Musikalische Lesung
Veranstaltungsort: Kulturzentrum Alte Polizei
Romeo Franz war von 2018-24 als erster Sinto Abgeordneter im Europäischen Parlament. In Großonkel Pauls Geigenbogen erzählt der Musiker gemeinsam mit der Autorin Alexandra Senfft über das Leben seiner Familie vom Ende des 19. Jahrhunderts bis heute. Auf Grundlage akribischer historischer Recherchen und den Erinnerungen an seine Familie, geprägt von der Liebe zur Musik und dem großen Zusammenhalt, ist das Buch eine mitreißende Chronik unter Einbeziehung der Geschichte der europäischen Sinti und Roma in all ihrer Vielfalt und Diversität. Mit großer erzählerischer Kraft zeugt es von Widerstand, Selbstbestimmung und Erfolg, zugleich ist es ein eindrückliches Plädoyer gegen Diskriminierung und Rassismus.
Sinti leben seit mehr als 600 Jahren in Deutschland, Roma seit 200 Jahren. Ihre Kultur reicht viele Jahrhunderte zurück und ist tief mit der deutschen Historie verwoben. Zeitweise als Handwerker, Künstler und Kaufleute hochgeachtet, wurden sie schließlich systematisch aus der Gesellschaft ausgeschlossen und verfolgt. Bis heute halten sich diskriminierende Stereotype und starke Vorurteile gegenüber der größten Minderheit Europas. Der preußische Sinto Romeo Franz kämpft seit Jahrzehnten für die Rechte von Sinti und Roma. In Großonkel Pauls Geigenbogenerzählt er über sein Leben und seine beeindruckende deutsche Familiengeschichte, in der schillernde Charaktere, starke Frauen und außergewöhnliche Schicksale ans Licht treten – aber auch die Erinnerungen an Ausgrenzung, Abwertung im Kaiserreich und schließlich die Vernichtung durch die Nazis und der Neuanfang der Überlebenden eine prägnante Rolle spielen.
Mit ihrem Buch und dieser Veranstaltung laden Romeo Franz und Alexandra Senfft dazu ein, sich mit der Geschichte der Menschen mit Romanes-Hintergrund auseinander zu setzen und mit ihren Zuhörer:innen lebhaft in einen Dialog zu treten.
—————————
Romeo Franz ist Musiker und Generalsekretär der Bundesvereinigung der Sinti und Roma BVSR. Von 2018 bis 2024 war er für die GRÜNEN Mitglied des Europaparlaments.
Alexandra Senfft ist Autorin. Für ihr Buch »Schweigen tut weh. Eine deutsche Familiengeschichte«, in der sie über die NS-Vergangenheit ihrer Großeltern geschrieben hat, ist sie 2008 mit dem Deutschen Biografiepreis ausgezeichnet worden. Senfft ist 2. Vorsitzende des Arbeitskreis für Intergenerationelle Folgen des Holocaust (PAKH.de), Mitglied im Präsidium der Lagergemeinschaft Dachau sowie Mitglied im PEN Berlin.
Eintritt wird noch bekannt gegeben
Koop.: Ehemalige Synagoge Stadthagen, GEW Schaumburg